Auf der Südinsel von Neuseeland haben wir so viel gesehen und gemacht, dass wir nicht wissen wo wir mit dem Erzählen beginnen sollen! Wir sind mit unserem Camper fast um die ganze Insel herum gefahren… – aber jetzt erst mal von Anfang an 🙂

Nach einer wunderschönen Überfahrt von der Nord- zur Südinsel mit der Autofähre kommen wir in Picton an. Eine Neuseeländerin erzählt uns während der Überfahrt von ihren Lieblingsplätzen auf der Südinsel und gibt uns so super Ideen für die Planung der nächsten Wochen. Weiter geht unser Abenteuer auf der Südinsel!

Vom Hafen aus fahren wir direkt weiter in die Marlborough Sounds. Die fjordähnliche Landschaft begeistert uns mit ihren dicht bewaldeten Hügeln und dem Meer, das immer wieder neue Seitenarme bildet. Wir schlängeln uns die kurvige Strasse entlang – nach vielen tollen Ausblicken und tausend und einer Kurve finden wir ein wunderschönes Plätzchen im Grünen wo wir unseren Camper direkt am Meer abstellen. Irgendwo im Nirgendwo angekommen könnten wir nicht glücklicher sein!! Am Tag darauf fahren wir mit unserem, immer noch durch Laura leicht aerodynamisch „verbesserten“, Camper wieder zurück zu einem Punkt wo der Queen Charlotte Track durchgeht. Dies ist einer der „Great walks of New Zealand“ und verläuft durch die Berge der Marlborough Sounds. Wir laufen ein Stück des Weges und sind von der tollen Aussicht fasziniert! Am höchsten Punkt des Tracks sehen wir auf der linken und der rechten Seite jeweils wunderschöne Buchten und bis weit über die Marlborough Sounds hinweg. Gerne hätten wir noch mehr Zeit in dieser Gegend verbracht, aber da noch sooo vieles auf der Südinsel auf uns wartet, fahren wir weiter bis zum Örtchen Nelson.

In Nelson angekommen kümmern wir uns um die Organisation des Abel Tasman Coast Track, einem der schönsten Great Walks, für den wir etwa 2 – 3 Tage einplanen. Dass das Bewandern eines Great Walks nichts für spontane Traveler ist, merken wir erst, als wir im Visitor Center ankommen. Es sind bereits alle Unterkünfte ausgebucht! Spontan entscheiden wir uns deshalb für’s Campen. 🙂 Voll bepackt wie Schleppesel mit Zelt, Schlafsäcken und Dosenfutter für die nächsten drei Tage starten wir am nächsten Tag unsere Wanderung. Zuerst bringt uns ein Wassertaxi an das andere Ende des Weges und bereits auf der Bootsfahrt sind wir begeistert von der Schönheit dieses Ortes! Das Wetter ist super, es ist warm, das Wasser wunderschön blau-grün und wir sehen nicht nur Seehunde, sondern auch einen kleinen Pinguin. Die Wanderung führt uns durch Wälder, mal hinauf dann wieder hinunter und immer wieder vorbei an schönen, goldenen Stränden. Die Wanderung ist nicht sonderlich anstrengend, aber dank des schweren Gepäcks findet Laura am Ende des ersten Tages Grund um ein bisschen zu Jammern 😉 Im Abel Tasman Nationalpark muss man als Wanderer immer wieder auf die Gezeiten achten und so gibt es Wegabschnitte durch die man nur bei Ebbe laufen kann, ansonsten muss man einen längeren Umweg laufen. Es ist wirklich erstaunlich zu sehen, wie sich die Landschaft bei Ebbe verwandelt und wie die Schiffe plötzlich alle auf Grund liegen und sich eine Sandlandschaft eröffnet, wo vor kurzer Zeit noch Wasser war. Unser Zelt schlagen wir fast direkt am Strand auf und da wir den Anti-Mücken-Spray vergessen haben, essen nicht nur wir unseren Znacht am wunderschönen Strand, sondern auch die Mücken können gar nicht genug von unserem Blut saugen 😉 Am zweiten Tagen wandern wir weiter und kommen am für uns schönsten Streckenabschnitt vorbei. Am Bark Bay machen wir Rast, essen wie es sich gehört unser „Eingeklemmtes“ und springen zur Abkühlung ist Meer. Dank der Sandflies und Bienen können wir nicht wirklich entspannt ein Mittagsschläfchen machen und als Chris dann von einer Biene in den „Arsch“ gestochen wird, entscheiden wir doch wieder weiter zu laufen 😉

Eine Maori-Legende erzählt den Ursprung der vielen Sandflies in Neuseeland, diese ist für das Fjordland gedacht, aber soll für alle schönen Orte in Neuseeland gelten: Der Gott Tu-Te-Raki-Whanoa hat das Fjordland erschaffen und beobachtet dann wie die Menschen von dessen Erscheinung so fasziniert sind, dass sie stehen bleiben und nicht mehr weiter arbeiten. Dies erzürnte den Gott und so erschuf er die Sandflies die die Menschen stechen und so in Bewegung bringen sollen. à Und ja – es funktioniert wirklich! 🙂

Für die zweite Nacht entscheiden wir uns für einen kleinen Campingplatz und dank Chris „Sand-Erfindung“ war das Schlafen auf dem Boden, ausgelegt mit viel Sand, etwas bequemer. Wenn die Vögel anfangen zu singen, geht die Sonne auf und ein neuer Tag beginnt. Auch wir zwei sind bereits wach, sehen den wunderschönen Sonnenaufgang und laufen dann in aller Frühe los. Wir treffen so früh morgens keine anderen Wanderer und laufen den letzten Abschnitt des Weges ganz für uns alleine. Nach ca. 32 Kilometer und 2 ½ Tagen kommen wir am Ende der Strecke an – a betz müad, a betz stinkig, aber soooo zfreda!!! 🙂 Die Anstrengung hat sich gelohnt!

Gleich geht es weiter, noch nördlicher zum Golden Bay. Dort haben wir nicht nur wieder einmal Zeit für eine Dusche (Ja, die war nötig.), sondern besuchen unterwegs auch die wunderschönen, glasklaren Te Waikoropupu Springs. Riesige, reine Süsswasserquellen – leider ist das Baden hier, der Reinheit wegen, verboten. Im Gebiet des Golden Bays fahren wir bis zum Farewell Spit. Unterwegs kommen wir an riesigen Schaffarmen vorbei und laufen auf der Suche nach dem besten Ausblick zwischen den vielen Wollknäueln herum. Vor allem am Wharariki Beach gefällt es uns sehr! Wunderschöne Sanddünen führen bis zum Strand, wo man grosse Felsformationen im Meer sieht. Diese Granitfelsen spiegeln sich immer wieder im Meer und Chris freut sich über die „Spiegelfotos“ wie ein kleiner Junge 😉

Dann fahren wir eine weite Strecke bis zur Westküste von der Südinsel. Das Fahren langer Strecken ist manchmal ganz schön anstrengend, aber es gibt auch immer vieles zu sehen und man langweilt sich nicht. Dazu gibt es glücklicherweise auch immer genug Kaffee 🙂 Mit der Zeit scheint sich Chris auch langsam an Laura’s Fahrweise zu gewöhnen und sitzt nicht mehr ganz so verkrampft auf dem Beifahrersitz 😉 Wir besuchen die Pancake Rocks und die Blowholes, fahren dann weiter zum Franz Josef und zum Fox Glacier. Aufgrund des schlechten Wetters und den starken Regenfällen ist leider ein grosser Teil des Weges zu den Gletschern wegen Überschwemmung geschlossen. Aber auch an einem Regentag kann man es sich im Camper gemütlich machen 🙂 Einen Tag später sieht das Wetter etwas besser aus und wir laufen wieder einmal sehr früh morgens los. Noch fast im Pyjama spazieren wir um den Lake Matheson. Halb schlafend werden wir unterwegs von einer Gruppe wild kreischender Chinesen fast überrennt und werden von ihren lauten Zurufen über den ganzen See hinweg erst recht aufgeweckt.. Das frühe Aufstehen lohnt sich aber wirklich – im wunderschönen See spiegelt sich bei den ersten Sonnenstrahlen die Umgebung auf der Wasseroberfläche, was wirklich atemberaubend schön aussieht.

Wir fahren weiter nach Wanaka und geniessen einen Nachmittag am See. Immer noch im Wanderfieber geht es danach zum Mount Aspirin Nationalpark wo wir wieder einmal wandern gehen möchten. Irgendwie sind wir hier in Neuseeland zu richtigen Wandervögeln geworden und verbringen Tag ein Tag aus irgendwo draussen in der Natur! Eine unbefestigte Holper-Polter-Rüttel-Strasse führt uns über mehrere Kilometer in den Nationalpark und zum Startpunkt unserer heutigen Wanderung. Unser Camper muss dabei auch mehrere überflutete Abschnitte passieren. Während Laura Angst hat, dass wir mit dem Camper stecken bleiben und nicht mehr weiter kommen, steuert Chris unser Zuhause sicher und mit einem Lachen im Gesicht durch das tiefe Gewässer. Phuu unser Camper könnte ja fast als Offroader durchgehen! Die Wanderung Rob Roy Glacier Track führt uns, wie bereits der Name bereits verrät, zu zwei wunderschönen Gletschern. Die Wanderung ist wirklich beeindruckend und oben bei den Gletschern angekommen hört man immer das Krachen und Donnern der Eis- und Schneemassen.

Vorbei an wunderschönen Seen fahren wir Richtung Queenstown. Dort gibt es eine Skyline Gondolo, ein Seilbähnchen das eine wunderschöne Aussicht verspricht. Also nichts wie los! Als Schweizer und Liechtensteiner ist man ja sicherlich nicht das erste Mal auf so einer Seilbahn, umso lustiger ist es aber die chinesischen Touristen dabei zu beobachten, wie sie, die meisten wohl zum ersten Mal, begeistert von dieser Attraktion sind. 🙂 Da Queenstown irgendwie zu einer Adrenalin-Hochburg geworden ist, wird den Touristen eine Vielzahl an Attraktionen angeboten. Da wir bereits vor einigen Jahren in Australien gemeinsam „Skydiven“ waren, entschieden wir uns für einen Paragliding-Flug. Vom höchstmöglichsten Punkt in Neuseeland (Coronet Peak) aus sind wir dann gestartet. Der Flug und das Gefühl im Bauch waren atemberaubend und es hat soooo grossen Spass gemacht durch die Luft zu schweben!

Ja, Ja… schon wieder wandern… 🙂 Der Routeburn Track ist ebenfalls ein mehrtägiger Wanderweg, aus Zeitgründen entscheiden wir uns für eine Tageswanderung die uns zu wunderschönen Wasserfällen, den Routeburn Falls führt. Die Wanderung ist wirklich lohnenswert und wunderschön! Irgendwie brauchen wir für den Reisebericht ein Synonym für „wunderschön“… wie wäre es mit grossartig?! 😉 Also die Wanderung war wirklich grossartig und wir hätten gerne auch noch den Rest des Routeburn Tracks gesehen. Wir laufen durch moosbewachsene, mystische Wälder, durch ein grosses Tal mit Flüssen und fühlen uns irgendwie in einen Herr der Ringe Film versetzt. Nach einem steilen Aufstieg hat man eine wunderschöne Aussicht auf das Tal und die umliegenden Schneeberge – wirklich toll!

Schon wieder Regenwetter, aber trotzdem fahren wir von Te Anau in Richtung von Milford Sound, ein weiteres Highlight der Südinsel, worauf wir uns besonders freuen. Bei Regen verwandeln sich die Berge auf beiden Seiten der Strasse in tausende tobende Wasserfälle! Wir kleben während der Fahrt mit unseren Gesichtern an der Windschutzscheibe. So stört uns der strömende Regen plötzlich kein bisschen mehr! Als wir am nächsten Tag unsere Bootstour im Milford Sound antreten scheint die Sonne wieder und wir verbringen einen wunderschönen Nachmittag auf dem Boot. Da wohl alle noch mit weiteren Regenfällen gerechnet haben sind wir fast alleine auf dem grossen Boot. Die hohen, imposanten Fjorde sind unglaublich, so etwas haben wir bisher noch nie gesehen! Hier in Milford führt ein weiterer Great Walk, der Milford Track, hindurch. Mit einem Tourguide und einem tollen Schweizer Ehepaar wandern wir einen Tag lang auf dem Milford Track. Es war sehr spannend vom Kiwi-Tourguide viel Interessantes über die Wälder und die Natur zu erfahren und auch Hintergründe und die Arbeit der Parkranger kennenzulernen. Weiter geht’s im Fjordland zum Doubtful Sound. Dieser ist abgelegener und weniger touristisch. Durch seine Lage ist die Anreise aber relativ aufwändig und langwierig. So steigen wir in Manapouri zuerst in Boot Nummer 1, fahren dann mit dem Bus, um dann im Boot Nummer 2 in die Fjorde zu fahren. Danach geht es den ganzen Weg wieder zurück. Wieder regnet es draussen und dank des dichten Nebels sehen wir nicht sonderlich viel – wirklich schade, so haben wir uns das nicht vorgestellt…

Der Mount Cook / Aoraki Nationalpark ist schon fast unser letztes Ziel in Neuseeland. Wir entscheiden uns morgens ganz spontan für diesen kleinen Umweg. Dort angekommen wandern wir im Hooker Valley über einige Hängebrücken bis zu einem Gletschersee und sehen dort drin einige „Eisberge“ (winzig klein, aber sie waren da ;-)) schwimmen. Am wunderschönen, hellblauen Lake Pukaki essen wir Lachs aus einer der nahe gelegenen Lachsfarmen und fahren dann gestärkt weiter zum Mount John. Dort befindet sich eines der fünf Lichtschutzgebiete der Welt und bei Nacht können wir einen unglaublichen Sternenhimmel beobachten!!

Die letzten Tage in Neuseeland verbringen wir bei einem Bad in den Hanmer Springs, sowie beim „wine tasting“ in den vielen Weingütern der Umgebung. In Christchurch spazieren wir den ganzen Tag durch die Stadt. Durch das Erdbeben im Jahr 2010 und vor allem 2011 wurde ein grosser Teil der Innenstadt zerstört und auch heute noch, Jahre später, sind die Schäden noch überall sichtbar. Die Innenstadt gleicht  einer riesigen Baustelle, überall wird gebaut und einsturzgefährdete Gebäude werden abgerissen. Da viele Restaurants und Shops noch in kein neues Gebäude einziehen konnten, entstand eine richtige Container-Stadt in der eingekauft und gegessen werden kann. Der Wiederaufbau ist überall spür- und beobachtbar! Kreative Menschen haben für die vielen Kiesflächen die durch die Abrissarbeiten entstanden sind „Gap-Filler“ hergestellt. So steht einfach irgendwo ein Klavier auf dem gespielt werden kann, eine kleine Minigolf-Anlage und vieles mehr… Die Kraft eines Erdbebens – ein nur so kurzer Moment und der grosse Schaden der dadurch entsteht ist noch Jahre später sichtbar!

Nachdem wir das richtige Abgabedatum fast verschwitzt hätten, geben wir unseren liebgewonnenen Camper wieder ab. Danke Camper du warst uns die letzten vier Wochen ein super tolles Zuhause! Zum Glück war das mit der Beule im Auto gar nicht so schlimm… der Typ an der Abgabestelle hat uns ausgelacht und mit uns die Schadensmeldung ausgefüllt. Als Laura dann den Schadenshergang beschreiben und auch noch Zeichnen (!) muss, können wir uns vor Lachen nicht mehr halten. Irgendwie sieht der Stein wie ein gefährlicher Geist aus, und so erfindet der Typ eine Geschichte über einen Geister-Stein der uns unterwegs angegriffen hat. Wieder einmal ein lustiger und sympathischer Neuseeländer, wie alle die wir unterwegs angetroffen haben. In Neuseeland haben wir uns überall willkommen gefühlt und die Menschen kamen offen und freundlich auf uns zu. Wir haben die Zeit zu zweit im Camper sehr genossen und es gefiel uns so unabhängig und spontan durch Neuseeland reisen zu können. Trotzdem sind soziale Kontakte auch immer wieder wichtig, weshalb wir ab und zu auf Campingplätzen übernachtet und dort andere Camper und Reisende kennen gelernt haben. Es ist immer wieder spannend, was sie auf ihren Reisen erleben und sich über bisherige Erfahrungen und Erlebnisse austauschen zu können 🙂

Fazit:
Auch wenn Neuseeland unser Reisebudget bereits ziemlich geschmälert hat, waren die vier Wochen hier wunderschön und absolut lohnenswert. Auch nach dieser Zeit gibt es in diesem vielseitigen Land immer noch vieles zu entdecken und es wäre sicherlich eine weitere Reise wert. Neben tollen Landschaften, schönen Wanderwegen und einer wirklich unbeschreiblich schönen Natur, Gletscher, Meer, tollen Buchten…. Ist das Land auch sehr einfach und sicher zu bereisen. Vor allem mit dem Camper kann man unabhängig und frei einfach draus los fahren und dort anhalten wo es einem gefällt.
Cheers New Zealand – See you!

Jetzt sind wir schon etwas mehr als zwei Monate unterwegs und auch wenn Chris nach 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche leider immer noch keinen Liechtensteiner Dialekt angenommen hat, hatten wir bis jetzt eine wunderschöne Zeit. Es ist so toll, wenn das Reisen immer weiter geht, so fällt es einem auch leichter sich von einem Land zu verabschieden, da man sich bereits auf das nächste freuen kann! Wir sind uns auch bewusst, dass es nicht selbstverständlich ist so sorgenlos durch die Welt zu bummeln, deshalb sind wir glücklich und sehr dankbar für diese tolle Zeit und wertvolle Lebenserfahrung!

Grüsse an alle Zuhause,
Chris und Laura