Mit einem neuen indonesischen Visum kommen wir in Yogyakarta, im zentralen Java, an. Bereits am Flughafen werden wir von einer Schar Taxifahrer praktisch überrannt, wir hören nur noch: „Mister Transport, hello Taxi, Mister…“ Hilfe, schnell weg von dieser Meute! 🙂 Auch beim Erkunden der Stadt geht es ähnlich zu: Wir kommen fast nicht vom Fleck, weil alle auf der Strasse mit uns Plaudern wollen. Die meisten wollen uns etwas verkaufen, einige geben uns aber auch Tipps, was wir in der Stadt unbedingt sehen sollen oder zeigen uns hilfsbereit den Weg. So landen wir dann auch in der Batik-Schule. Hier wird auf traditionelle Art Batik-Kunst hergestellt und wir dürfen die Kunstwerke betrachten. Auch erklärt man uns, wie das aufwändige Textilfärbeverfahren abläuft und wir sehen bei der Herstellung zu.

Was in Kambodscha die Tempelanlagen von Angkor Wat sind, sind in Indonesien die zwei Tempelanlagen Borobodur und Prambanan. Yogyakarta ist der Ausgangspunkt zu diesen Tempeln. So starten wir früh morgens um 3:00 Uhr zum buddhistischen Tempel Borobodur und bestaunen den schönen Sonnenaufgang über den vielen Stupas des Tempels. Dann geht es weiter zum hinduistischen Tempel Prambanan. In beiden Tempelanlagen sind nur wenige Touristen unterwegs, es ist noch Nebensaison und dank des Ramadans kommen momentan nur wenige Leute nach Java. Umso besser für uns! 🙂

Weiter geht die Reise ins östliche Java. Wir reisen wiedermal den ganzen Tag mit Taxi, Zug, wieder Taxi, Bus, und warten vier Stunden umsonst auf einen Mini-Van der gar nicht kommt. Dann können wir uns zum Glück zwei Sitze in einem Bus einer Reisegruppe erkaufen und endlich können wir weiter reisen. Doch unser Hochgefühl bleibt nicht lange, schon stoppen wir bei einem Touri-Büro man will uns irgendwelche Touren und Eintrittstickets verkaufen, alles ziemlich fragwürdig… nach zwei weiteren Stopps, müde und etwas mürrisch (Ja, wenn man Hunger hat darf man schon mal etwas genervt sein… ;-)) kommen wir spät abends dann endlich in Cemoro Lawang im bekannten Bromo-Tengger-Semeru-Nationalpark an. Hier können wir endlich wieder einmal die Flipflops gegen Wanderschuhe eintauschen und im wunderschönen Nationalpark wandern gehen.

Wieder stehen wir um 3:00 morgens auf und wandern los zu einem Aussichtspunkt um den Sonnenaufgang über dem Nationalpark zu bestaunen. Leider sind zu viele Wolken da, deshalb entscheiden wir uns am nächsten Morgen nochmals hierhin zu kommen. Schlafen ist ja total überbewertet und es macht Spass jeden Tag um 3:00 früh aufzustehen 😉

Der 2. Sonnenaufgang ist dafür wunderschön: Stellt euch vor ihr sitzt noch in der Dunkelheit am Aussichtspunkt, ihr seid etwas erschöpft vom Aufstieg, schaut glücklich in den klaren Sternenhimmel und dann beobachtet ihr, wie langsam die Sonne aufgeht, die ersten Sonnenstrahlen beleuchten die Vulkane des Nationalparks und die wunderschöne Landschaft verfärbt sich in Orange-, Rot- und Gelbtönen. Ihr sitzt einfach da, geniesst diese fast unwirklich, schöne Aussicht und seid euch gleichzeitig absolut sicher, diesen fast magischen Moment nie mehr zu vergessen und auch den Ausblick für immer im Kopf abgespeichert zu haben. So Ende der Schleichwerbung 😉 Kurz gesagt, ein Besuch lohnt sich sehr! 🙂

Tagsüber wandern wir zum Vulkan Bromo bis hinauf zum Kraterrand. Dort sehen und hören wir, dass dieser Vulkan wirklich noch sehr aktiv ist! Rauchwolken steigen in die Luft, es kracht und Steine werden hoch in die Luft geschleudert, Explosionen im Innern des Vulkans sind zu hören. Plötzlich werden unsere Haar elektrisch aufgeladen und die Stimmung oben am Kraterrand ist irgendwie beängstigend.. Zur Beruhigung des Vulkans werfen wir unsere mitgebrachte Opfergabe in den Vulkan und machen uns wieder an den Abstieg. 🙂

Nach einer, wie immer, langen Busreise mit den obligatorisch kotzenden Mitreisenden, kommen wir in Bondowoso an. Wir übernachten im Guesthouse eines Polizisten und er erzählt uns spannende Geschichten über die „Touristen-Mafia“ in Java. Da ja früh aufstehen unser neues Hobby ist, fahren wir bereits um 23:00 Uhr nachts mit unserem Fahrer in Richtung des Ijen-Plateaus. Dort wandern wir dann den Vulkan Ijen hoch und steigen in den Krater hinab. Wir sind nicht die Einzigen, die mit ihren Stirnlampe und mitten in der Nacht den Vulkan hinaufsteigen. Neben anderen Travelern sind auch Minenarbeiter mit uns unterwegs. Sie steigen jeden Abend in den Krater hinein um in der Schwefel-Mine zu arbeiten. In mühsamer Handarbeit schlagen sie grosse, gelbe Schwefelbrocken auseinander und tragen dann bis zu 90kg wieder den steilen Weg hinauf! Eine unglaubliche Anstrengung und unmenschliche Arbeitsbedingungen wenn man an die gefährlichen, giftigen Dämpfe im Innern des Vulkans denkt. Wir Touristen tragen deshalb eine Gasmaske, während die Arbeiter ohne Maske jede Nacht hier ihrer Arbeit nachgehen! Trotz dieser extremen Bedingungen verdienen sie praktisch nichts durch den Verkauf der Schwefelbrocken…
Im Krater angekommen, keuchen wir durch die Gasmaske wie Darth Vader von Star-Wars und sehen die bekannten Bluefire, ein Phänomen das nur in der Nacht zu sehen ist. Das blau leuchtende Licht wird durch brennendes Schwefel-Gas verursacht und sieht in der Dunkelheit wirklich sehr eindrücklich aus. Dann geht die Sonne auf, wir geniessen die Aussicht auf den schönen, türkisfarbenen Kratersee und machen uns müde wieder an den Abstieg des Vulkans. Früher waren wir bis zum Morgengrauen im Ausgang, heute Wandern wir die ganze Nacht bis zum Sonnenaufgang– sind wir alt geworden?! 😉

Dann geht es weiter zu zwei Wasserfällen, zu einer Kaffeeplantage und zu Hot Springs, in denen wir uns müde zurücklehnen und entspannen.

Von Surabaya aus nehmen wir den Fliegen nach Sulawesi, unserer nächsten indonesischen Insel. Die Busfahrt nach Surabaya mit dem „langsamer-als-an-Schnägg-Bus“ geht eine Ewigkeit und so beobachten wir einen besonderen Moment: Die Sonne geht unter, es ist 17:30 und das Fasten für die Muslime im Ramadan ist für heute vorüber. So packen alle im Bus eilig ihre Trinkflaschen und ihr mitgebrachtes Essen aus, verteilen Zigaretten und beginnen sich angeregt zu unterhalten. Irgendwie an besonderer Moment, wie sich die Stimmung plötzlich so stark verändert hat.

Unsere Zeit in Java haben wir etwas abgekürzt, wir haben uns entschieden lieber länger in Sulawesi zu bleiben. Das ist eine der Seiten am Reisen die wir besonders lieben, spontan können wir einfach alle Reisepläne ändern, uns jeden Tag neu entscheiden, machen wozu wir Lust haben… – Toll oder? 🙂

Fazit:
Java hat uns gut gefallen, wieder eine indonesische Insel, die völlig anders ist als die, die wir davor besucht haben. Vor allem der Vulkan Bromo und das Ijen-Plateau sind einen Besuch absolut wert! Gleichzeitig muss man als Tourist in Java immer etwas auf der Hut sein. Dauernd wird man von Touri-Abzockern angesprochen und muss aufpassen, dass man nicht abgezockt wird. So landet man im falschen Bus, zahlt höhere Preise, muss Eintrittstickets bezahlen die es gar nicht gibt und vieles anderes – kreativ sind sie hier ja! 😉